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一​生​一​世 [1314] Variations on a Theme at the Gates of Ouzhou Palace (2017)

by fontarrian

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  • Cassette + Digital Album

    Pro-dubbed C-30 Ferro Tape (Chinese Red) with 11x7 different covers in Snap Box (Dark Full Moon Yellow). Includes 27-minute long full composition as digital bonus.

    Side A: 13:00 (Themes #1-#6)
    Side B: 14:00 (Theme-emehT #7 & emehTs #6-#1)

    Inaugural Jon Tarrian's Fam Recordings release – JTFR001.
    Do your yoga exercises or fall asleep 2 thissss. It's bliss.

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1.
Theme #1 02:09
2.
Theme #2 02:04
3.
Theme #3 02:04
4.
Theme #4 02:04
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Theme #5 02:04
6.
Theme #6 02:04
7.
Theme-emehT #7 02:04
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emehT #6 02:04
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emehT #5 02:04
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emehT #4 02:04
11.
emehT #3 02:04
12.
emehT #2 02:04
13.
emehT #1 02:09

about

123456 [7]

"Hinten am [Palast] sey mein geraumer Garten, wo einfältige Kunst den angenehmen Phantasien der Natur mit gehorsamer Hilfe beysteht, nicht aufrührisch sie zum dienstbaren Stoff sich macht, in groteske[n] Bilder[n] sie zu schaffen. [...] Die Schönheiten des stattlichsten Gartens oder Palasts liegen in einem engen Bezirke; die Einbildungskraft läuft sogleich darüber hin und verlangt noch etwas zu ihrer Befriedigung. [...] Wir können versichert seyn, dass selbst künstliche Werke einen großen Vortheil von der Gleichheit erhalten, die sie mit Werken der Natur haben, weil hier nicht allein die Gleichheit ergötzend, sondern auch das Muster vollkommen ist":

13 x 4-bar Loops = 52 Bars á 100 bpm = 2 Minuten & 4 Sekunden Länge für jede Variation des originären Themas ... Im Sinne der Inkonsistenz wurden jeweils 4 Bars für Intro und Outro hinzugefügt, um die Gesamtdauer der Komposition der Summe jener beiden Zahlen (13 & 14) angleichen zu können und somit das implizierte Equilibrium der chinesischen Numerologie 一生一世 zu wahren...

Eines Tages sagte der Meister Yúnmén Wényân [雲門文偃]: "Heute sind es [dreizehn] Tage seit Beginn der [...Z]eit. Habt ihr einen Zugang [zum Palast] gefunden? Was sagt ihr?" An Stelle der stummen Zuhörer sagte Meister 雲門文偃: "Morgen ist der [vierzehnte]."

[7] 654321

"[...] au seigneur véritable non plus, le palais, dans son opulence, ne lui sert de rien dans l'instant. Il n'occupe qu'une [des 1314] salle[s] à la fois."

“[…] und in der Tat ist der Palast in all seiner Pracht auch dem wirklichen Herrn im Augenblick nicht von Nutzen. Er kann sich jeweils nur in einem der [1314] Säle aufhalten."

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“[…] Das Entscheidende ist die Dialektik von An[hören] und Ange[hört]-werden oder, besser gesagt, die Umkehrung dieses Verhältnisses. Der [Zuhörer] muss seine Selbstmächtigkeit aufgeben, indem er in die Atmosphäre des Kunstwerkes eintritt. Damit dürfte der atmosphärische Charakter des Schönen einigermaßen deutlich [werden]. Das Schöne ist nicht irgendeine Eigenschaft an dem schönen Gegenstand, sondern eine Atmosphäre, und zwar die Atmosphäre deutlicher Präsenz, die uns anzieht und das eigene Lebensgefühl steigert. Ob die für unsere Erfahrung des Schönen charakteristische Hemmung notwendig zum Schönen gehört, (bleibt jedem/r Einzelnen frei zu erfahren).” Gernot Böhme definiert hier Atmosphären frei als ergreifende Gefühlsmächte und geht im Zuge eines umfassenden anthropologisch-philosophischen Definitionsversuches unter anderem auch auf ihre Räumlichkeit ein: “[Die] Räumlichkeit der Atmosphären bedeutet, dass sie unbestimmt in die Weite ergossen sind, bedeutet aber auch, dass sie vom Menschen in seiner leiblichen Präsenz erfahren werden. […] Das Entscheidende an der Rede von Atmosphären ist, dass mit ihnen Gefühlsqualitäten draussen, an der Umgebung, an den Dingen erfahren werden.”

In diesem Sinne ist die Komposition “一生一世 [1314] Variations on a Theme at the Gates of Ouzhou Palace” als möglicher Schlüssel zu 13/14 unerwarteten Atmosphären zu verstehen. Gleichsam wie die 13 Säle des imaginären Palastes, die gesamtheitlich 14 unterschiedlich wahrnehmbare Räumlichkeiten bieten können, so sich der/diejenige im Betreten befindliche bereit sieht sich auf deren Atmosphären einzulassen.

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Wenn hier Peter Sloterdijk’s gedankliches Konstrukt des “Primat[en] der bergenden Atmosphäre”, also dem Primaten des Atmosphärischen bzw. die atmosphärische Raumwirkung selbst, hinzugedacht wird, lässt sich festhalten, dass Raum lebensweltlich gefasst werden muss, da er nur im Zusammenhang mit dem Menschen existent wird und somit gewissermaßen eine anthropologische Größe ist. Raum wird hier also eher psychosozial konstituiert, im Sinne einer atmosphärischen Dimension, außerhalb des menschlichen Seins, jedoch nicht außer Reichweite. Die Koordinaten der Länge, Höhe und Breite einzelner Teilatmosphären (oder Räume) ist demnach allerdings nicht ausreichend um ihn ganzheitlich erfassen zu können. Sloterdijk hält hierzu fest, dass “Leben [sich] auf ineinander verschachtelten, simultanen Bühnen artikuliert. […] Es bringt den Raum, in dem es ist und der in ihm ist, jeweils erst hervor.” Raum existiert nun also in seiner Vervielfachung, in Form von Raumvielheiten. Geotmetrie kann demnach nur zu einer Strukturierung, gar (An)Ordnung, dieser Raumvielheiten beitragen, jedoch nicht ihre übergeordnete Sprache sein. Diesen Platz nehmen die zuvor erwähnten Atmosphären ein. Sloterdijk verweist hier auf sein Theorem des Schaums (Foam), welcher fest ist und eine “Vielheit von Eigenwelten” (ganz im Sinne von unterschiedlichsten Atmosphären) inne trägt.

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Um diese Gedanken mit einem passenden Kôan zu beenden:

“Ein Mönch fragte den Dung-schan: Was ist es mit Buddha?
Dung-schan erwiderte: Drei Pfund Hanf.”

Böhme, Gernot (1985), Anthropologie in pragmatischer Hinsicht - Darmstädter Vorlesungen. Frankfurt a.M.: Suhrkamp Verlag.
de Saint-Exupéry, Antoine (1948), Citadelle (Die Stadt in der Wüste). Paris: Gallimard.
Han, Byung-Chul (2002), Philosophie des Zen-Buddhismus. Stuttgart: Reclam.
Hirschfeld, Christian C.L. (1779/85), Theorie der Gartenkunst. Leipzig: Weidmanns Erben & Reich.
Sloterdijk, Peter (2004), Sphären III - Schäume, Frankfurt a.M.: Suhrkamp Verlag.

credits

released August 8, 2017

Written & produced by fontarrian @ Emerald Alley Studio, Graz, in August 2016. Overdubbed by fontarrian @ Saint Radegund's Hut, Graz, in August 2017.
Mastered by Matthias "Yolo Ferahn" Hafner ---> matthiashafner.com
Original Drawings by LFK ---> luisafranzkleopatra.com
Artwork & Text by fontarrian (Marlon T.L. Fink)

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fontarrian Graz, Austria

Wie klänge House, wenn es nicht aus Chicago, sondern aus der vierten Dimension käme? Wenn die Grooves nicht aus der TR-808 kämen, sondern aus der Post-Strukturalismus-Ecke einer gut sortierten Bibliothek? Wenn sich drei einsame PCs zu einer Free-Jazz-Session treffen? (Kristoffer Cornils / hhv.mag) ... more

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